Salonorchester Oberbrechen – der Name ist Programm. 

 

Wir spielen überwiegend Kaffeehausmusik, aber zu den leichten Walzerklängen und flotter Marschmusik kommen durchaus auch Werke der Klassik von Mozart, Haydn, Beethoven, Händel . . . Manchmal würden die Mäuschen sogar Tango tanzen können, wenn sie uns denn zuhörten!

Im Orchester sitzen zur Zeit vier erste und vier zweite Violinen, zwei Querflöten, eine Klarinette, eine Posaune, zwei Celli, ein Streichbass, eine Tuba, gelegentlich auch eine Trompete und natürlich unsere „Frau am Klavier“, die uns nicht nur den Takt vorgibt sondern als 1. Vorsitzende des Vereins auch die Richtung!

Bei dieser nicht ganz standardmäßigen Besetzung ist manchmal ein wenig Improvisationstalent gefragt und ein Herantasten an ein passendes Arrangement, aber dieser Herausforderung stellen wir uns gern.

In unsere Reihen kann jederzeit ein weiterer Stuhl gestellt werden. Wir freuen uns über neue Mitspieler und nehmen auch Sie gern in einen Kreis auf, der Spaß am gemeinsamen Spielen hat, aber auch die Kommunikation untereinander (möglichst in den Pausen!!) nicht zu kurz kommen lässt.

 

 
Mittwoch, 19. Oktober 2022, Nassauische Neue Presse / Lokales

 

75 Jahre und kein biss­chen leise

OBER­BRE­CHEN - Sa­lon­or­ches­ter spielt zum Ju­bi­lä­um erst­mals seit Aus­bruch

der Pan­de­mie

 

Mit dem Kon­zert zum Ju­bi­lä­um hat sich das Sa­lon­or­ches­ter Ober­bre­chen selbst das schöns­te Ge­schenk ge­macht. Der Pfarr­saal in Ober­bre­chen füllt sich schon früh mit der „Fan­ge­mein­de“. Schlie­ß­lich muss­te sie lang, mehr als zwei Co­ro­na-Jahre, auf den nächs­ten öf­fent­li­chen Auf­tritt war­ten. Die In­stru­men­te wer­den ge­stimmt, von den Kla­ri­net­ten hört man klei­ne Me­lo­die-Schnip­sel. Als die Mu­si­ker ihre In­stru­men­te ab­set­zen, ver­stum­men auf einen Schlag die Ge­sprä­che im Saal.

Er­war­tungs­vol­le, ja fast an­däch­ti­ge Stil­le legt sich über den Raum wie in einer Kir­che. Der Di­ri­gent, Er­hard Köh­ler, sagt scherz­haft zu sei­nem Nach­barn: „Jetzt brauch­te man ein Vor­spiel der Orgel.“ Aber erst ei­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter tritt er pünkt­lich vor das Or­ches­ter, mit Ap­plaus be­grü­ßt von den Zu­hö­rern.

Ohne ein wei­te­res Wort zu ver­lie­ren, gibt er den Ein­satz. Wie mit einem Pau­ken­schlag geht es los. Za­ckig und prä­zi­se vor­ge­tra­gen. Ein Marsch.

„Jetzt geht’s los“, ruft Er­hard Köh­ler ins Pu­bli­kum. So hieß tat­säch­lich das erste Stück aus der Feder von Franz Léhar. Kurz über­gibt er der Vor­sit­zen­den des Or­ches­ters und gleich­zei­tig Pia­nis­tin, Dr. Katja Wies, das Wort. Sie er­in­nert mit ihrer Be­grü­ßung an die Grün­dung des Mu­sik­ver­eins im Jahr 1947, aus dem das Sa­lon­or­ches­ter her­vor­ging. Alle schwie­ri­gen Zei­ten hat es über­stan­den, auch Co­ro­na mit sei­nem er­schwer­ten Pro­ben­be­trieb, Mu­si­ker kamen dazu, an­de­re muss­ten gehen. Heute kann man stolz auf 75 Jahre zu­rück­bli­cken.

Er­hard Köh­lers Mo­dera­ti­on ist wie immer sehr kurz­wei­lig und hu­mor­voll, aber auch un­auf­dring­lich lehr­reich. Franz Lehár, dem Kom­po­nis­ten un­ga­ri­scher Her­kunft, der durch seine über 30 Ope­ret­ten be­kannt wurde, und ei­ni­gen sei­ner Zeit­ge­nos­sen ist das Kon­zert ge­wid­met. Kom­po­niert wurde so, dass es dem Pu­bli­kum ge­fiel.

Mit dem nächs­ten Stück, „Wien bleibt Wien“ von Jo­hann Schram­mel, kommt je­doch ein Kom­po­nist zu Gehör, der eher ein Vor­gän­ger zu nen­nen ist. Mit sei­nem Quar­tett zog er in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts durch die Heu­ri­gen­lo­ka­le. Seine Musik wurde dann zum In­be­griff der „Wie­ner Volks­mu­sik“ und er zum Vater der heute noch immer gern zum Wein ge­hör­ten „Schram­mel­mu­sik“. Das Or­ches­ter spielt frisch und mit aus­ge­zeich­ne­ter Dy­na­mik.

Oscar Straus, der ein „s“ sei­nes Nach­na­mens un­ter­schlug, nur um nicht mit Jo­hann Strauss ver­wech­selt zu wer­den, kom­po­nier­te die Ope­ret­te „Wal­zer­träu­me“, aus denen ein Pot­pour­ri prä­sen­tiert wird. Auf­merk­sam ge­macht, ach­tet man auf den ers­ten Teil. „Wie ein Prä­lu­di­um von Bach klingt es“, er­klärt der Mo­de­ra­tor.

„Fürs­ten­kind“ von Franz Lehár ist längst von allen Spiel­plä­nen ge­stri­chen wor­den, ob­wohl die Me­lo­di­en sehr ein­gän­gig sind. Das „Warum“ er­klärt Er­hard Köh­ler sehr pla­ka­tiv: Der In­halt sei ein Ge­misch aus Pil­cher und Tat­ort. Die Kon­zert­be­su­cher kann das nicht stö­ren. Sie freu­en sich an einer ab­wechs­lungs­rei­chen Me­lo­dien­fol­ge.

Der Au­gen­win­kel der Mu­si­ker

Manch einer mag sich wun­dern, wieso denn alle gleich­zei­tig - auch ge­gen­läu­fi­ge Me­lo­di­en - mal lau­ter, mal lei­ser, mal schnel­ler, mal lang­sa­mer spie­len. Das kann nur ge­lin­gen bei einem deut­li­chen Di­ri­gat ei­ner­seits und dem Au­gen­win­kel der Spie­ler an­de­rer­seits, der es auf­merk­sam ver­folgt.

Ist Hans Schnei­der Tritt­brett­fah­rer, der sich an Léhars Ruhm an­hän­gen woll­te oder schrieb er dem Meis­ter mit „Léhar im ¾ Takt“ eine Hom­mage?

Die Ope­ret­te Eva, die ohne Apfel, so Köh­ler, sei in­halt­lich ein Ver­schnitt aus „My fair Lady“ und Aschen­put­tel. Ein Wai­sen­kind steigt aus der Ar­bei­ter­klas­se in die High So­cie­ty auf, kehrt aber zu­rück in die „ei­ge­ne Klas­se“. Eine Denk­wei­se aus dem Be­ginn des 20. Jahr­hun­derts. Manch­mal auch heute noch. Die ver­steck­te So­zi­al­kri­tik ist ver­ges­sen, wenn das Pu­bli­kum ein­taucht in ly­risch zarte Pas­sa­gen und dann wie­der tem­pe­ra­ment­vol­le, die den Gei­gen ei­ni­ges ab­ver­lan­gen. Die Quer­flö­te bril­liert mit ele­gan­ten Ton-Gir­lan­den.

„Die Lus­ti­ge Witwe“ krönt das ge­lun­ge­ne Kon­zert. Das Med­ley aus die­ser Ope­ret­te, die „Ball­si­re­nen“ reiht Ohr­wurm an Ohr­wurm. Und na­tür­lich geht „er“ auch heute zu „Maxim“. Der Di­ri­gent wirft sich den wei­ßen Schal um, winkt mit sei­nem Cha­peau Claque dem Pu­bli­kum und ver­schwin­det unter stür­mi­schem Bei­fall. Glück­li­cher­wei­se kehrt er noch ein­mal um. Mit dem „Wei­ber­marsch“, eben­falls aus der „Lus­ti­gen Witwe“, wird das Pu­bli­kum end­gül­tig an die Ku­chen­the­ke ent­las­sen. Petra Schramm

 
 

 

 

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