Wir spielen überwiegend Kaffeehausmusik, aber zu den leichten Walzerklängen und flotter Marschmusik kommen durchaus auch Werke der Klassik von Mozart, Haydn, Beethoven, Händel . . . Manchmal würden die Mäuschen sogar Tango tanzen können, wenn sie uns denn zuhörten!
Im Orchester sitzen zur Zeit vier erste und vier zweite Violinen, zwei Querflöten, eine Klarinette, eine Posaune, zwei Celli, ein Streichbass, eine Tuba, gelegentlich auch eine Trompete und natürlich unsere „Frau am Klavier“, die uns nicht nur den Takt vorgibt sondern als 1. Vorsitzende des Vereins auch die Richtung!
Bei dieser nicht ganz standardmäßigen Besetzung ist manchmal ein wenig Improvisationstalent gefragt und ein Herantasten an ein passendes Arrangement, aber dieser Herausforderung stellen wir uns gern.
In unsere Reihen kann jederzeit ein weiterer Stuhl gestellt werden. Wir freuen uns über neue Mitspieler und nehmen auch Sie gern in einen Kreis auf, der Spaß am gemeinsamen Spielen hat, aber auch die Kommunikation untereinander (möglichst in den Pausen!!) nicht zu kurz kommen lässt.
Von Petra Schramm
BRECHEN-OBERBRECHEN. Eine Reise hatte das Salonorchester Oberbrechen angekündigt. Viele wollten im Pfarrsaal dabei sein, vor allem viele „Fans“. Mit Paul Lincke startet man im Berliner Ballhaus mit einem Marschlied. Das Publikum soll bei dem Titel nicht erschrecken; „Bis früh um fünfe“, so der Titel, werden wir nicht spielen“, hatte Dirigent Erhard Köhler beruhigt. Das Stück ist gut gewählt für den Auftakt in einen fröhlichen Nachmittag. Der Marsch kommt leichtfüßig daher, aber er verlangt Präzision – aus der Reihe tanzen ist verboten -, und er lässt alle Instrumente zu Wort kommen. Den Geigen wird es warm beim schnellen Wechsel zwischen Zupfen und Streichen.
Rechts außen fällt ein Instrument auf, das mit seinem riesigen Schalltrichter fast seinen Spieler verdeckt, dabei ist Rüdiger Mallm das, was man ein gestandenes Mannsbild nennen würde. Er erklärt später, sein seltenes Instrument sei ein Helikon, gespielt in der Tonhöhe der Tuba, und er weiß gleich noch Lokalkolorit anzufügen: „So ein Instrument gab es schon mal in Oberbrechen. Das wurde vom Boggische Paul gespielt und die Kuh genannt, also Kouw auf Platt“.
Das nächste Stück hätten die Zuhörer ohne die Erklärung von Erhard Köhler ganz sicher in Wien verortet. Dabei hat es der mexikanische Otomi-Indianer Juventino Rosas komponiert, der mit „Über den Wellen“ bekannt, aber nicht reich wurde. Es sind keine Wellenbrecher, die den Walzer sanft wiegend einleiten, aber das wird nicht so bleiben. Einzelne Windböen sind noch zu verkraften, dann kämpfen zwei Musikergruppen in unterschiedlichem Rhythmus gegeneinander, finden gemeinsam zurück in den Hafen.
Gemütlichkeit und Dreivierteltakt
„Geschichten aus dem Wienerwald“ (Strauss, Sohn), das klingt nach Gemütlichkeit, nach Dreivierteltakt, Walzerseligkeit und Zitherklängen. Das Orchester löst das Versprechen ein, bis auf die Zither, deren Klänge Mandoline und Geige einschmeichelnd übernehmen. Die Geschichten präsentieren sich abwechslungsreich von träumerischen Passagen bis zu solchen, die an Ländler erinnern. Die Flöte brilliert mit einer wunderschönen Kadenz.
Im heutigen Thailand wurde „die Brücke am Kwai“ gebaut. Aus dem gleichnamigen Film erinnert man sich an pfeifend marschierenden Soldaten. Der „Colonel Bogey March“ wurde schon lange, bevor es den Film gab, nämlich1914, von Frederick Joseph Ricketts geschrieben. Die durchgehenden Nachschläge in der Basslinie geben der bekannten Melodie ein sicheres Fundament. - Das Orchester bekommt während der Ansage des nächsten Stückes kurz die Gelegenheit, vollkommen umzusteigen in eine ganz andere Ausdruckswelt und von einer Kreuz-Tonart in ein Stück mit gleich fünf „b“, also fünf erniedrigten Tönen. „Poème“ heißt die Fibich-Komposition, und so klingt sie auch, wie ein Gedicht, eins zum Träumen. Dazu tragen wesentlich die weichen Klänge bei, die Sonja Raab ihrer Trompete zu entlocken weiß.
Träumerisch bleibt es bei der „Mondnacht auf der Alster“ Gut möglich, dass der Hamburger Oscar Fetrás sie so erlebt hat. Nur „zuckersüß“ ist aber auch dieser Walzer nicht; für Abwechslung wird durch nicht gleitende, sondern akzentuierte Abschnitte gesorgt oder eingeschobene Passagen in Moll. Hier darf sich das Cello in seinem Solo vom Orchester begleiten lassen.
„Rosen aus dem Süden“
Das Salonorchester ist mit vielen unterschiedlichen Instrumenten besetzt, die in ihren eigenen Klangfarben gut zur Geltung kommen. Köhler hat seine Arbeit mit dem Orchester darauf ausgerichtet, dass jeder Spieler auch zuhören und sich selbst zurücknehmen soll, wenn ein anderes Instrument „am Ball“ ist. Das gelingt sehr gut. Auch bei der „Verschmähten Liebe“, einem Walzer von Paul Lincke, dem man autobiographische Züge unterstellt. Mitreißend ist er, eben Paul Lincke.
Ein Nachmittag ohne Johann Strauß (hier Sohn) ist für ein Salonorchester nicht vollständig. „Rosen aus dem Süden“ schließt in Wiener Eleganz und manchmal neckischem Charme die Lücke.
Dann erzählt Ketelbey das Leben „Auf einem persischen Markt“. Rollen werden verteilt an Flöten, Klarinetten, Celli, Helikon, Trompete, Mandoline und Geigen: die Schlangenbeschwörer, die Gaukler, die schöne Prinzessin, den Kalifen, die Bettler. Kamele sind alle. Die Karawane kommt, der Zauber wird ausgebreitet, die Karawane zieht weiter. Mit dem letzten Stück konnten sich alle Mitspieler noch einmal vorstellen. Den Zuhörern hat es offensichtlich gefallen. Sie erklatschen sich eine Zugabe. Beim „Wiener Praterleben“ mit dem Sportpalast-Walzer hat Erhard Köhler die Trillerpfeife parat, damit ist der Bann endgültig gebrochen. War im Publikum während des Konzerts immer wieder leises Mitsummen zu hören, so sind jetzt alle mit Klatschen und Pfeifen aktiv.
Bei Kaffee und Kuchen und angeregten Gesprächen klingt der Nachmittag aus.